Viele Verhaltensweisen dementer Menschen werden verständlicher, wenn man sie als “Suche nach Halt” bzw. als Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit versteht. Aus dieser Perspektive kann es zum Beispiel sinnvoll erscheinen, räumliche Nähe und Körperkontakt zum Patienten herzustellen. Wachsende Unruhe des Kranken lässt sich als Ausdruck seiner Einsamkeitsgefühle und als Kontaktwunsch interpretieren. Auch der Ruf der alten Menschen nach ihren Eltern wird verständlich, weil zu diesen Personen meist eine besonders enge Halt und Sicherheit gebende Bindung bestand. Umgekehrt überrascht es nicht, dass sich manche Demenz-Kranke wieder an den Tod der eigenen Eltern erinnern und deshalb die Suche nach ihnen einstellen, sobald sie die Nähe zu einem Betreuer spüren (sich “versorgt”, “beruhigt”, “getröstet”, “gewärmt” fühlen). Selbst das stundenlange Festhalten und Rumschleppen von Handtaschen, zerknüllten Taschentüchern und anderen Gegenständen macht als Form der “Haltsuche” Sinn. Wer im Weglaufen (“Ich will nach Hause”) die Botschaft “Ich fühle mich hier nicht zu Hause” entschlüsselt, kann neue Wege entwickeln, ein solches Verhalten möglicherweise verzichtbar zu machen.